Es wird Zeit, die Geschichte mit der Taube zu erzählen. Sie ist schon ein paar Tage alt. Also:

Da schaut man sich um und sieht eine hübsche Taube am Haus sitzen. Sie wirkt hingekuschelt, hungrig und durstig. Nach so heißen Tagen… na ja…. gehen wir mal Futter und Wasser besorgen und machen im Rosenbeet eine Futterstation auf.

Hundenäpfe haben wir ja genug… ein riesiger Napf mit Wasser – vielleicht möchte die Taube ja baden?

Und ein anderer Napf mit etwas Futter.

… hin gestellt – weg gegangen…

Nach einer Weile: sie hat sich nicht gerührt.

Das allerdings ist komisch für eine wilde Taube.

Da stimmt was nicht: ich brauche einen Hundekorb und werde sie fangen…. versuchen zu fangen

Hundekorb steht bereit.

Ich komme von vorne. Hinter ihr die Hauswand, links ein Maschenzaun, rechts Rosen…. so richtig weg kann sie nicht. Und sie rührt sich auch nicht, als ich sie mit beiden Händen von vorne rechts und links umfasse.

Oh MIST! Ein Loch im Rücken! Greifvögel gibt es hier genug. Das sieht nicht gut aus. Allerdings sind das alles keine frischen Verletzungen und die Taube steht und schaut ganz keck.

Nach einer Weile Überlegung hat sie auch am Futter gepickt, gekackt und im Wasser sind Körner.

Tja, was nun? Ich bin kein Taubenexperte, aber im Dorf gibt es einen Taubenschlag – meine ich. Fahrrad heraus geholt, hin geradelt. Keiner da – auch keine Tauben zu sehen.

Nachbarn sitzen draußen. Ich stelle mich vor und frage nach. Nein, hier gibt es schon lange keinen Taubenschlag mehr. Aber 2 Dörfer weiter in Eichede. Da, wo das Gartencafe war.

Ok, Taube samt Hundekorb ins Auto und los.

Am Cafe keine Klingel… geklopft… Keiner da.

Links ein Hof mit vielen Autos. Vielleicht… oh ja, da kommt gerade jemand raus… ja, wenn, dann im Haus rechts neben dem Café fragen.

OK, ich hin – Keiner da.

Ich stehe ratlos am Kannstein. Da kommt das gelbe Postauto. Ich winke, der super nette Mensch von der Post hat das Fenster auf und er hält eben an. Er kennt sich aus. Ja, das Haus, wo ich geklingelt habe, ist richtig… in dem Moment kommt vom anderen Haus ein Mann mit einem Handy telefonierend auf mich zu… eine Frau kommt hinterher. Ich höre nur: “Ich gebe Dir mal die Dame” und mir wird ein Handy gereicht.

Ich winke dem netten Postboten, bedanke mich und nehm das Handy.

Ich werde verbunden mit einer zauberhaft netten Stimme aus Trittau. Sie hat sich umgehört. Alle Pflegestellen sind voll. Keine Unterbringungsmöglichkeit in Sicht. Die Taube soll am verkehrsreichsten Wochenende des Sommers in die Süderstraße nach Hamburg zum Tierheim. Nein, ich bekomme gleich Besuch und werde nicht stundenlang im Stau stehen. Ich bekomme genau erklärt, wie ich der Taube Hunde-Metacam (Schmerzmittel) in den Schnabel spritzen kann. Sie muss das Wochenende schaffen und dann bringe ich sie irgendwie Montag zum Tierheim (das allerdings erst am Mittwoch auf hat, wie ich später ermittele). Die nette Stimme im Telefon nimmt meine Telefonnummer auf und verspricht, sich zu melden, wenn sie noch eine andere Lösung hat.

Toll!

Ich bedanke mich, reiche das Handy zurück. Der nette Mensch mit dem großen Herzen für Alles, was geschieht, hat gute Kontakte, wie er erzählt. Er ist der Gründer des Magazins Trittau-Online. Nach weiteren netten Worten starte ich mein Auto und fahre nach Hause.

Kaum angekommen kommt unser lieber Besuch und die ganze Schlabbernasenbande ist aus dem Häuschen. Die Taube bleibt erstmal im Carport. Dort ist es schattig, luftig und die Hunde sind dort nicht.

Später wird es wärmer und wärmer. Die Taube muss rein und da sie ganz ruhig sitzt, setze ich sie in den kühlsten Raum: die Garderobe. Kindergitter für die Hunde. Luft und ein Fenster mit Außenlicht. Sie bleibt ruhig.

Nun sind zwei Hände mehr da. Nach einiger Zeit sperren wir alle Hunde rein. Küchentür zu. Ich habe alles an Verbandsmaterial bereit gelegt. NaCL-Spülung, eine Spritze mit Metacam für 1 kg (lach, s.u.) mit Wasser aufgefüllt, liegt bereit.

Ganz vorsichtig schauen wir uns alles an. Falten die Flügel und den Schwanz auseinander… schauen uns die Beine an. “Mechanisch” scheint alles in Ordnung. Die Taube zuckt kaum. Wir übersehen ein Loch im Bauch und wenden uns der Verletzung am Rücken zu. Alles fest verkrustet. Es zu lösen macht keinen Sinn, denn dann ist die Wunde offen und wir können damit nicht wirklich umgehen.

Ich finde sie ja wunderschön mit dem braunen Gefieder. Hier gibt es nur graue Wildtauben.

Wir filmen den Ring ab, um später eine Taubenfund-Meldeseite zu finden.

Die Taube kommt wieder in ihre Box. Sie sitz weiter ruhig da und hat einen wachen, aber ruhigen Blick. zurück in die Garderobe.

Mein lieber Besuch hat eine tolle Idee. Er nutzt seine Tierschutzkontakte, nimmt sie am Abend mit nach Berlin und spätestens morgen ist sie dort, wo man ihr helfen kann. Gesagt, getan. Es wird telefoniert. Erfolgreich. Entspannung! Wie toll!

Später klingelt mein Telefon. Die nette Stimme aus Trittau hat meine Nummer weiter gegeben. Eine weitere super nette Stimme. Sie lässt sich die ganze Geschichte erzählen. Und sie hat einen Kontakt in Bremen und einen anderen in Bad Oldesloe. Der Kontakt in Bad Oldesloe kann gerade nicht, möchte aber die ganze Geschichte hören und dann ggf. zurück rufen. Sehr datenschutzkonform werde ich gefragt, ob meine Nummer weiter gegeben werden darf. Ich fühle mich rundum wohl. So viele nette Menschen! Nur für “eine Taube”. Und so wird ihr heute noch geholfen und die Reise nach Berlin erspart.

Später ruft die nächste nette Stimme an. Super freundlich und interessiert. Ja, sie hat Ahnung und nimmt die Taube auf. Wir fahren hin.

Wir sind bei der Stadttauben Lübeck e.V. – Arbeitsgruppe Bad Segeberg und Oldesloe. Hier werden mit großem Engagement Tauben gesund gepflegt. Es wird ihr Halter gesucht und sie werden wenn möglich zurück vermittelt.

Wunderbar! Super freundlich werden wir aufgenommen. Die Taube wird ganz anders angefasst, als wir uns getraut haben. Sie wird untersucht. Ja, sie ist von 2019. Die Verletzung ist älter. Nun wird auch das Loch im Bauch entdeckt. Auch älter. Es ist klar: die Chancen sind nicht gut. Aber die Taube sitzt in ihrer neuen Unterkunft und versucht, das Futter der Nachbarin zu klauen. Ich erzähle von dem 1-kg-Metacam. Ja klar, sie wiegt vielleicht 200 Gramm und ist mega zugedröhnt und entspannt. Keine Schmerzen gerade.

Spannend wird uns noch Einiges auf unsere neugierigen Fragen erzählt. Toll, dass es auf jedem Gebiet erfahrene Menschen gibt, die sich kümmern.

Entspannt und ein bisschen traurig fahren wir wieder. Wird sie es schaffen? Sie ist so hübsch! Vielleicht werden wir es erfahren. Wir freuen uns, dass wir so eine gute Lösung gefunden haben und eine Chance für ein Lebewesen eröffnet haben, das es wirklich verdient hat.

DANKE an alle Beteiligten! JEDE/R hat geholfen oder hätte geholfen. NUR freundliche Worte.

Ein großes Taubenabenteuer!

Und ich habe gelernt: Wenn eine Taube am Haus Schutz sucht, dann braucht sie den auch.

Nachtrag

Es ist ein Täuberich – ER! Ich habe gerade eine liebe Nachricht bekommen, wie toll! Er wird weiter gut versorgt, denn er lebt und obwohl er Parasiten hat, hat die richtige Versorgung mit Antibiotika und dem richtigen Futter seine Chancen deutlich erhöht. Auf dem Foto kann ich neue Federkiele erkennen.

WUNDERBAR! Ich bin sehr glücklich!

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