Kaum hat man sich scheinbar dreimal umgesehen ist schon wieder sooooo viel passiert.

Meine neue Mitbewohnerin Zazou ist in Ihrem Verhalten an vielen Stellen ziemlich grobmotorisch und hektisch. Das gibt sich nur laaaangsam.

Dreimal schon hat sie einen meiner Hunde gezwickt. Immer einen Tick mehr, als nur zwicken, denn es gab immer ein Loch im Fell der Opfer. Beim dritten Mal endlich habe ich es beobachten können: Am Wochenende waren schon einige Hunde mit runter gekommen, als ich aufgestanden bin. So auch Zazou.Der Rest war noch selig am schlafen. Nach der Dusche bin ich wieder rauf, habe mich angezogen und den Rest der Hunde wach gekuschelt und mit runter genommen. Unten verhindert eine Tür mit Gummizug, dass die Hunde einfach an die Haustür gelangen, Sunny kennt diese Tür aber und weiß, dass sie sich von oben kommend dort hindurchdrängen kann. Das hat sie gemacht und Zazou ist ihr ohne große Vorwarnung an den Hals gegangen, da ich noch mit Sima auf dem Arm auf der Treppe stand, konnte ich nichts machen und bis ich unten war, war die Situation vorbei und eine Strafaktion sinnlos geworden. Das Loch war schon eine Ecke größer. Tierarztbesuch für Sunny und so….

Für mich ist diese Reaktion einerseits verständlich, andererseits aber auch überhaupt nicht.
* Verständlich weil es Zazou vielleicht an das Tierheim und an Hunde-Hereinkomm-Situationen und den Stress damit erinnert und
* überhaupt nicht verständlich, weil das ihr Rudel ist und sonst keinerlei Gegrummele, Gezicke oder Unmutsbekundungen vorkommen, wenn ich zuhause bin. Und so gut kann sich ein Hund nicht wochenlang verstellen

In meinem Fundus befindet sich ein Maulkorb für Windhunde. Sehr leicht und noch nie benutzt. Den habe ich ihr um gemacht. Sie fand ihn zwar nicht toll, war aber weder panisch noch deswegen aufgeregt. Wunderbar. Alle waren in Sicherheit und ich habe weiter beobachtet. Nichts.

Nächstes Wochenende habe ich die gleiche Situation provoziert. Zwei Hundegruppen, sie schon unten. Andere kommen von oben nach. Und sie hat wieder zugehackt. Mit Maulkorb und ich hatte es erwartet, war zur Stelle und konnte ihr sofort mit lauten Unmutsäußerungen und mit nass sprühen aus der Blumen-Sprüh-Wasserflasche Ihren Fehler deutlich machen.

Nächster Morgen, gleiche Situation. Schlauer Hund. Hat gemerkt, daß ich sie im Blick habe und hat nichts gemacht.

Ich habe sie weiter beobachtet. Vorsichtshalber hatte ich mehreren meiner Hunde die breiten Windhundhalsbänder wieder umgelegt. Es passierte nichts weiter.

Ich habe Zazou nach weiteren anderthalb Wochen mein Vertrauen ausgesprochen und den Maulkorb abgelegt. Ein Fehler, wie sich gezeigt hat. Ein Fehler, der leicht ganz böse hätte enden können und der, da Bisswunden sich immer sehr sehr infizieren, auch noch schlimmer werden kann, als es jetzt ist.

Die Situation war umgekehrt. Sie war (nicht alleine) schon am oberen Ende der Treppe angekommen und ich habe Tana, die Treppen nicht gerne mag und gerne von mir angeleitet die Treppe erklimmt, los geschickt. Ich war noch unten, wollte Sima hoch tragen. Kaum war Tana oben am Treppenabsatz angekommen, ist ihr Zazou an die Kehle gegangen. Eine Sekundenaktion. Dann wars vorbei. Tana hat einen langen Riss senkrecht und einen quer vorne am Hals. Wie gut, dass sie das Halsband trug, so dass der Gegenbiss nicht auch noch Löcher gemacht hat. Der eine Zahn, in Tanas Hals hinein ging war schlimm genug. Es kam kein Blutschwall und so habe ich sie gut verbunden (dank an den Verbandskasten aus dem Auto, der abgelaufen immer zur Hand ist) und auf den Morgen gewartet, denn die Notrufnummer meiner Tierklinik war ausgefallen. Tana wurde morgens dann in Vollnarkose operiert und wieder zusammen geflickt. Sie hat – bisher – so ein Glück gehabt, denn der Zahn ging genau zwischen Luftröhre und Schlagader durch. Hapuh! Leider kann man noch nicht absehen, ob alles gut geht, denn sollte sich am Hals noch etwas entzünden, wird es heikel.

Zazou hat außer einem mini Ratscher an der Pfote nichts ab bekommen, was mich auch nicht wundert. Solche Situationen gibt es bei meinem Rudel nicht und Tana wurde komplett überrumpelt.

Ich überleg nun natürlich, wo Zazou am besten aufgehoben ist.

Einerseits orientiert sie sich an den anderen Hunden, andererseits zeigt sie sehr starke Übermarkierungsaktionen und ist wahnsinnig auf mich fixiert, wenn ich nach hause komme. Also besser wohl garkein anderer Hund. Sie wäre die Prinzessin, hätte Menschen, die sie gaaaanz viel streicheln, was sie braucht und könnte mit Leckerlis ganz viel lernen, denn ist sie sehr aufgeregt, macht sie Sitz vor mir und in der Küche legt sie sich selber ab. Gute Gelegenheiten, um das mit Kommandoworten zu begleiten und so langsam ans Lernen zu kommen. Sport ist wohl auch etwas, den sie rennt im Garten nicht fröhlich frei, sondern immer ein wenig getrieben herum. Ein Ausdauersport (im kleinen Windhundrahmen und nach ihrem Bedarf) wäre bestimmt was. Und ausgiebige Spaziergänge.

Leider hat sie ja vor vielen Dingen Angst, die sich noch langsam legen wird, und so muss man sie außerhalb des eigenen Grundstückes an der Leine führen. und nicht gleich denken, daß eine lange Fahrradtour das Richtige ist. Lauter kleine Schritte sind nötig.

Also brauche ich jetzt wirklich besondere Menschen. Menschen, die ruhig sind und sich einem ängstlichen Windhund körperlich gegenüber genau richtig benehmen. Einerseits vorsichtig, andererseits sehr bestimmt und führend. Nicht zu viel redend, sondern mit Körpersprache agieren. Die versteht sie sofort.
Kinder müssten schon erwachsen sein und sehr verantwortungsbewusst. Die neuen Menschen sollten Ihr Zeit lassen – Monate – noch länger – und Freude daran haben, sie auftauen zu sehen. Das, was sie hier schon diesbezüglich gezeigt hat, ist enorm viel. Und diese Menschen müssen bereit sein, wann immer sie mit anderen Hunden eine Begegnung hat oder haben könnte, ihr einen Maulkorb um zu machen. Und das evtl. noch ein oder mehrere Jahre. Auch, wenn sie zu 99,9999% keinerlei Aggressivität zeigt. Das ist schwer! Also müssen es den Mitmenschen gegenüber starke Menschen sein.

Das wird nicht einfach. Bis dahin ist sie hier aber ganz gut aufgehoben und da sie sich mit dem Maulkorb angefreundet hat, wird hier auch nichts mehr passieren.

Ich bekam den Tipp, ihr ein besonderes Shirt zu besorgen, dass eng am Körper anliegt, die Körperwahrnehmung steigert und so Ängste nehmen kann. Bis ich das habe, hat sie erst einmal einen leichten Windhundmantel an bekommen, mit dem sie sich heute sehr wohl fühlt.

Also kommt hier ein Foto einer schicken Lady, die noch ihren besonderen Menschen sucht.

Und – damit das klar ist – ich mag sie trotzdem sehr gerne und gebe sie nur an die oder den Richtigen!!!

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